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Donnerstag, 9. Februar 2012

,,Ort zugänglich machen"

Deutliche Zustimmung hat der Kulturausschuss dem Vorhaben gegeben, ein ,,Dokumentationszentrum Stedingsehre" zu schaffen. Der Ort soll die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit weiter voranbringen

Ein ,,Dokumentationszentrum Stedingsehre" soll in Bookholzberg an die Geschichte der damaligen nationalsozialistischen Kultstätte erinnern. Diesem Vorhaben hat der Kulturausschuss jetzt mit breiter Mehrheit grundsätzlich zugestimmt; nur die Freien Wähler enthielten sich. Der Förderverein Stedingsehre hat nun die Aufgabe, einen Finanzierungsplan vorzulegen, der auch Drittmittel- und Landesförderung beinhaltet. Mittel der Gemeinde könnten noch im Haushalt 2012 zur Verfügung gestellt werden. Die Vision des aus Ganderkeseern, Hudern und Delmenhorstern zusammengesetzten Arbeitskreises Stedingsehre stellte Moderator Professor Lutz Walk vor: ,,Dieser Ort muss zugänglich gemacht werden. Aber nur unter Bedingung, dass über den Hintergrund informiert wird." Ohne diesen Hintergrund werde es ,,sehr sehr schwierig".

An dem Ort, heute dem Gelände des Berufsförderungswerkes (BfW) zugehörig, wurde Mitte der 1930er eine Freilichtbühne errichtet. In einem von 10.000 Plätzen einsehbaren Spieldorf wurde das Stück ,,De Stedinge" von August Hinrichs aufgeführt. Mit dem Stück, das damals 250.000 Menschen sahen, sollte ,,Blut-und-Boden-Ideologie" verbreitet werden: ,,Das Erinnern an die Stedinger wurde pervers ausgenutzt." Die Häuser des Spieldorfes wurden laut Walk später von den Nazis für Kaderschulungen, Sonnwendfeiern und Hochzeiten genutzt. ,,Stedingsehre ist auch Geburtsort des demokratischen Ganderkesees", so Walk: Einige Tage nach der Einnahme Bookholzbergs wurde dort eine Versammlung abgehalten, bei der man sich auf einen neuen Bürgermeister einigte. ,,Dieses Jahr wollen wir am 6. Mai zur Geburtsstunde des demokratischen Ganderkesees einladen."

Die Ausstellung solle ,,keine Bleiwüste", sondern von Museumspädagogen ansprechend aufbereitet sein. Für das Dokumentationszentrum könnte eine alte Hausmeisterwohnung gekauft werden. Das Haus mit Grundstück und Nebenkosten würde 90.000 Euro kosten. Die Renovierung schlägt mit 25.000 Euro zu Buche, die Ausstattung mit 45.000 Euro. Die CDU-Fraktion hatte beantragt, dass insgesamt 115.000 Euro im Haushalt 2012 für das Vorhaben zur Verfügung gestellt werden. Das Haus, so Walk, sei in gutem Zustand und sofort nutzbar. Die Häuser, die im Spieldorf stehen, nutze das BfW selbst, so dass von diesen Gebäuden keines für die Nutzung in Frage kommen würde.

Erika Vogel (FW) beklagte dennoch, dass sie sich mit dem Gebäude nicht anfreunden könne. Allgemein erklärte sich der Ausschuss mit den Plänen sehr einverstanden. Die Vergangenheit, so Fred Molde (SPD), dürfe nicht verschwiegen werden. Die Beschäftigung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit sei wichtig, ,,damit wir unsere Demokratie und Freiheit erhalten können". Cindy Klüner (CDU) sagte, dass die Erinnerung wach bleiben müsse und Elke Röhl (CDU) betonte, dass Kinder hier über die Geschichte informiert werden sollen.

Am ,,GeschichtsOrt Stedingsehre" sollen Schüler herangeführt werden an diesen Aspekt lokaler Vergangenheit, bestätigte Walk. Auch ein Gedenkstättennetzwerk unter anderem zusammen mit dem Bunker Valentin im Bremer Ortsteil Rekum sei denkbar: Ein gemeinsamer Flyer oder eine Internetpräsenz seien möglich. Letztlich gebe es auch einen touristischen Aspekt: Vorstellbar sei eine Zusammenarbeit mit dem Jugendhof Steinkimmen, der sich ebenfalls von einem Ort mit NS-Vergangenheit hin zu etwas Gutem entwickelt habe.

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