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Donnerstag, 5. Mai 2011

41-Jährige trotzt der Anonymität

Simone Schan recherchiert über Gefallene und Vermisste aus Rethorn

Die Zahl übersteigt das Vorstellungsvermögen. 55 Millionen Menschen sind, Schätzungen zufolge, durch den Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen. Viele Namen sind auf Denkmalen nachzulesen, viele nicht. Eine 41-jährige Rethornerin hat sich jetzt zum Ziel gesetzt, an einige der Toten zu erinnern, ihre Namen aus der Anonymität langer Listen herauszuholen: Simone Schan plant eine Veröffentlichung über die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen und Vermissten aus dem Ort Rethorn.
Schon seit langem befasst sich die Rethornerin mit der jüngeren deutschen Geschichte, seit etwa 20 Jahren mit der Familienforschung. So sind Adressen wie die des DRK-Suchdienstes in München, der Wehrmachtsauskunftsstelle in Berlin oder die Online-Datenbank des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ihr durchaus vertraut.

Letztere hatte auch den Anstoß zu ihrem Vorhaben gegeben. „Im Februar“ sei’s gewesen, als sie eine E-Mail vom Volksbund erhielt, dass jetzt in der Datenbank auch mit Geburtsorten gesucht werden könne. Gesagt, getan: Simone Schan gab „
Rethorn“ ein – und war überrascht: 17 Namen seien erschienen, weitere seien unter „Kamern“ aufgelistet gewesen. Was der 41-Jährigen sofort klar war: Das dürften nicht alle gewesen sein. Denn „fast jedes Haus“, so wusste sie, „hatte einen Kriegstoten oder Vermissten zu beklagen“. Also entschied sich die Rethornerin zu forschen, zum Beispiel in alten Kirchenbüchern. 

„Ich will versuchen, den gefallenen und vermissten Rethornern ein Gesicht zu geben“, beschreibt sie ihr Ziel. So begann sie zunächst bei ihr bekannten Angehörigen, nach Lebensgeschichten oder Bildern zu fragen. Was ihr auffiel: Mitunter sei kaum Schriftverkehr vorhanden. Warum? „Aus Angst vor den Alliierten haben manche sämtliches Schriftgut, das im Zusammenhang mit Nazi-Deutschland steht, vernichtet.“ Da gebe es dann nur mehr Bilder. Ihr Vorhaben hat die 41-Jährige bereits dem Ortsverein Rethorn und auch Bürgermeisterin Alice Gerken-Klaas vorgestellt. Positiv sei das Echo gewesen – übrigens auch von betroffenen Familien: „Niemand hat gesagt, er habe kein Interesse.“

Das Ergebnis ihrer Recherchen will Simone Schan – nach Abstimmung mit den jeweiligen Angehörigen – in gebundener Form veröffentlichen. Wer sie mit Unterlagen oder Bildern unterstützen kann, den bittet sie, sich mit ihr in Verbindung zu setzen (Telefon  04223/600).

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